Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden. Lk 24, 6a.34
Ostern! Was für ein schönes Fest, voller Freude und Gesang. Wir feiern den Sieg des Lebens über den Tod.
Wir feiern gemeinsam, aber nicht zusammen. In die Kirche dürfen wir nicht gehen. Eine Krankheit zwingt uns dazu, eine Krankheit, die unserer Zeit ihren Namen gibt, die uns bedrängt, ängstigt und mit der vielfach der Tod einhergeht. „Der Tod ist groß, wir sind die Seinen“ – dichtete Rainer Maria Rilke. Ja, groß ist der Tod, aber wir gehören ihm nicht. Zu Ostern feiern wir, dass wir dem Leben gehören, dem Lebendigen Gott.
Ostern lachen wir den Tod aus – oder ist uns das Lachen vergangen? Besser nicht, denn Lachen tut gut. Keineswegs gehen wir acht- oder lieblos mit denen um, die jetzt in Not und in Leid sind, wenn wir dies tun. Vielmehr setzen wir der eigenen Angst und der Erfahrung eigenen Bedrohtseins etwas entgegen. In Zeiten politischer Bedrängnis hatte der politische Witz Konjunktur und gab die Möchtegerngroßen ihrer Lächerlichkeit preis. Und jetzt, in Zeiten der Bedrängnis durch den Tod, sollten wir da nicht Witze über den Tod und das Sterben machen? Jedenfalls wenn wir dem Tod etwas Mächtigeres entgegenzusetzen haben? Das wäre der Kern fröhlichen Osterlachens! „Tod, wo ist dein Stachel, Hölle wo ist dein Sieg?“ spottet Paulus und lacht den Tod aus. Nicht weil er die Macht des Todes nicht kennt, wohl aber, weil er dem Tod keine Macht einräumt über sein Herz und sein Gemüt; weil er Gott mehr zutraut als dem Tod. Ostern stellt uns vor die Frage nach letzter und wirklicher Macht.
„Wir glauben stark, dass nicht der Tod die Welt regiert mit seiner Not, denn Gott hebt auf, was niederfällt, zeigt, was im Leben wirklich zählt.“, singen wir immer wieder in unseren Gottesdiensten. So bekennen wir unseren Glauben und halten die Frage nach dem wach, was in unserem Leben wirklich zählt.
Was zählt wirklich? Die Ausnahmezeit, die uns nun zwingt innezuhalten und feste Gewohnheiten zu unterbrechen, ist auch eine Chance, unser Leben zu bedenken und uns neu zu besinnen auf den uns tragenden Grund. Denn auch vor dieser Krankheit hat der Tod in vielfältiger Weise unser Leben durchdrungen. An Nichtigkeiten haben wir uns aufgerieben, weil wir sie unendlich wichtig nahmen. Über manches Leid haben wir hinweggesehen, bevor es uns selbst betraf und keineswegs waren wir bereit, weit geringere Einschnitte als jetzt zu ertragen, wo es um Fragen der Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder ging. Was zählt? Was überzeugt uns, woran machen wir uns innerlich fest? Das Osterfest lädt uns ein, uns von Bindungen eines alt gewordenen Lebens befreien und von Gott auf neue Weise ins Leben stellen zu lassen.
Und das wünsche ich uns, dass wir mit unseren Herzen und Sinnen erfahren und glauben, dass der Tod besiegt und der lebendige Gott unserer Herr ist, dass wir angesteckt werden, von der Freude, die Ostern uns schenkt, sie mit anderen teilen und weitererzählen: „Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.“