Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen, und du machst neu das Antlitz der Erde.
Psalm 140, 30
Dem Atem des anderen weichen wir aus, er könnte Krankheit und Tod bedeuten. Mit Mundtüchern bedeckt gehen wir einkaufen und so fahren wir auch mit dem Bus oder Schiff. Zum Schutz unser selbst und zum Schutz anderer tuen wir dies. Das Virus ist unsichtbar und wirksam selbst dort, wo sein Träger es nicht einmal spürt.
Stellen wir uns vor, wie vor einem Virus würden wir uns vor dem Lebensatem Gottes schützen, damit er uns nicht ansteckt. Aber warum frage ich das? Wir tun dies ja längst. Auf die eine oder andere Weise weichen wir dem Geist Gottes aus und scheuen uns davor, uns von ihm auf neue Weise ins Leben stellen zu lassen. Was aber wäre, wenn uns dies wirklich gelänge?
Das, was uns als Menschen ausmacht, unsere Seele, würde verkümmern. Wir würden uns verlieren an unwesentliche Dinge und Belange. An uns selbst würden wir glauben, uns selbst anbeten, Eitelkeit, Gier und Selbstlob würde das Miteinander vergällen. Beispiele, wohin uns dies triebe, gibt es genug.
Aber Gott lässt uns nicht los. Kraftvoll bringt er das Leben hervor, an jedem Tag neu. Gottes Geist weht, wo er will, er ist unsichtbar und wirksam selbst dort, wo sein Träger es nicht einmal spürt. Durch das Ergriffensein von der Schönheit der Welt oder unser Erschrecken über elementare Not,- auf mancherlei Weise ruft er uns heraus, wenn wir in heillosen Bindungen gefangen sind, wenn wir uns selbst genügen und unsere Welt sich allein um uns dreht.
In der Kirche nennen wir das Wort Gottes bei einem Namen. Jesus Christus, so sagen wir, ist das Wort, das uns von der Geschichte erzählt, die Gott mit uns geht. Dieses Wort hilft uns, das Wirken des göttlichen Geistes zu entdecken und ihm zu vertrauen. Aber als Kirche besitzen wir dieses Wort Gottes nicht, im Gegenteil, dieses Wort bringt uns als Kirche hervor. Auch seine Kirche ruft Gott immer neu. Lebendig ist Kirche nur, wenn dieses Wort auf uns trifft, als Hörer, die sich von ihm anstecken und begeistern lassen als Menschen, die es bewegt und betrifft.