Christus ist Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung.
Kol 1,15 (Monatsspruch April 2021)
Das Leben steht still. Seit Monaten liegt der Lockdown wie Mehltau über dem Land und entzieht dem Leben, das fröhlich hervorquellen möchte, seine Kraft und Energie. Die Krankheit macht uns müde und lässt uns nur mühsam Schritt für Schritt gehen. Verstohlen nur und mit banger Hoffnung blicken wir nach vorne. Wenn die Öffnung bald käme! Zu Ostern noch nicht, aber wenigstens zu Pfingsten – wie im vergangenen Jahr. Wenn. Sorgen bedrängen uns und Geduld fällt uns zunehmend schwer. Aufstehen wäre gut, diese Last abschütteln und wieder freier und weiter ins Leben gehen.
Aufstehen wäre gut! Und tatsächlich können wir es tun, selbst wenn die Pandemie unserm Alltag auch weiterhin ihren Stempel aufdrücken sollte. Um Missverständnissen vorzubeugen: Dies ist kein Aufruf, die gebotene Vorsicht fallen zu lassen und einander nicht mehr mit der nötigen Rücksicht zu begegnen. Das wäre lieblos und unangemessen. Dennoch: Wir können aufstehen und freier und weiter ins Leben gehen – wir können Ostern feiern.
Ostern ist kein Aufbruch in das alte Leben, das wir heute so schmerzlich vermissen. So verlockend es auch vor uns steht – es ist vielfach schmerzlich von der Erfahrung des Todes geprägt, von Krankheit und Sterben, von Zwietracht und Neid. Ostern lädt uns zu einem anderen Leben ein, in dem uns der Tod nicht ängstigt und quält, weil wir ihn besiegt wissen und ihm keine Macht über uns zugestehen. Ostern lädt uns ein, die alltäglichen Herausforderungen gelassener anzunehmen und einander befreiter und froher zu begegnen – mit oder ohne Abstand.
Freilich, um so Ostern zu feiern, muss uns seine frohe Botschaft so treffen, dass sie uns von Herzen ergreift und hindurchträgt durch die Mühen der Zeit. Wie aber geschieht dies, wenn wir Gott in unserer Welt nicht entdecken und auch nicht sein Heil, das er uns verspricht?
„Christus ist Bild des unsichtbaren Gottes“, gibt uns der Monatsspruch vom April Antwort auf diese Frage. Auch der Schreiber dieser Worte kennt die Erfahrung, dass Gott verborgen und unsichtbar bleibt. Aber in Jesus von Nazareth findet er ihn. Er blickt auf Jesus, der seinen Mitmenschen aufmerksam zugewandt ist, auf dessen Leidenschaft und Leidensbereitschaft, mit der er für Vergebung und Liebe einsteht. Er sieht, wie Jesus Vorurteile, Ängste und Kleinmut durchbricht. Er blickt auf Jesus – und er entdeckt Gott. Er entdeckt, dass Jesu ungebrochenes Vertrauen zu Gott einen guten, tragenden Grund hat – selbst noch am Kreuz. Jesu Leben wird ihm zu Schlüssel zu neuem Leben inmitten des alten. Diese Lebendigkeit Jesu – so sagt er uns – verändert die Welt. Sie ist anregend und überwältigend. Ansteckend ist sie, aber dies ist nicht schlimm. Sie steckt an mit Freude und Hoffnung. Sie lässt Menschen aufstehen und neue Quellen gelingenden Lebens finden. Sie schenkt Zuversicht und die Gewissheit: „Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.“