Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.
1. Petr 1, 3-9
Noch bevor sie den Boden berühren, sind die Ermordeten tot. Ihre Füße bleiben im Rahmen der Fahrräder stecken, auf denen sie eben noch fuhren. Grausam sind die Bilder, die uns aus dem Krieg in der Ukraine erreichen. Der Ort Butscha, den meisten von uns bisher unbekannt, ist zu einem Symbol des Todes geworden. Ebenso Mariupol – diese zerstörte Stadt, in der noch immer Menschen ausharren, mühsam überleben, oder nicht.
Und wir? Wir feiern! Wir feiern Ostern und hören die Botschaft vom Sieg des Lebens über die Herrschaft des Todes. Diese Nachricht trägt und begründet unseren christlichen Glauben – aber vertrauen wir ihr? Loben wir Gott und danken ihm, dass er uns wiedergeboren hat, zu einer lebendigen Hoffnung, durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten?
Diese Frage stellt sich uns immer, wenn die Tragkraft unseres Glaubens angesichts der Erfahrungen von Leiden, von persönlichem Schicksal, von Seuchen und Krieg auf den Prüfstand steht. Die Osterbotschaft freilich wäre falsch verstanden, wenn wir meinten, sie würde diese Erfahrungen banalisieren und versuchen, an die Stelle von Trauer und Entsetzen einfach Freude zu setzen. Weder der Schrecken über den Tod Jesu wird kleingeredet noch das Entsetzen über das sinnlose Sterben der Menschen heute. Vielmehr verspricht uns Ostern, dass die Liebe, mit der Gott unser Leben bejaht, stärker noch ist als alle Gewalt und alle Macht des Todes, die wir erleben. So haben es die Jünger Jesu erfahren. Das Kreuz, das ihnen die Hoffnung nahm, wurde für sie zum Zeichen des Lebens angesichts ihrer Begegnung mit dem auferstandenen Herrn. Wie immer sie seine lebendige Gegenwart erlebt haben mögen – Ostern hat sie mit Mut, Zuversicht und Freude ausgestattet und zu glaubhaften Zeugen der Auferstehung gemacht. Vertrauen wir ihnen und den österlichen Freudenboten seither?
Möglich, dass der Quellgrund unserer Glaubenshoffnung uns nur vage erscheint. Möglich, dass die gegenwärtigen Ereignisse unserer Tage, das Weltgeschehen und ganz privates Geschick uns als viel bedeutsamer erscheinen als unsere religiöse Tradition und alte biblische Worte. Aber Worte formen den Geist und lassen uns fragen nach dem, was uns Gewissheit gibt und trägt. Vielleicht ist es nur ein „Kosen und Raunen“, wie Niemeier es sagt, das uns leise erfüllt und ermutigt inmitten der Welt. Aber dazu müssen wir es vernehmen und hören. Die Botschaft von Ostern inspiriert uns dazu und hilft uns, dem nachzuspüren, was uns erlaubt, dem Leben mehr zuzutrauen als dem Tod.
Blicken wir wach in unsere Welt und loten wir aus, was uns bestärkt, um in ihr getrost und getröstet zu sein. Lassen wir uns von der Osterbotschaft leiten, Gottes siegreiche Macht zu erahnen und froh zu bekennen: Der Herr ist auferstanden.