Im Pfarrgarten entsteht eine Kinderkirche des Bildhauers Jo Harbort. Foto: Konrad Göckner
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!
2. Kor. 13,13 Wochenspruch vom Sonntag Trinitatis
Der Brief ist geschrieben. Schnell noch einen Abschiedsgruß und dann ab in die Post. Aber schnell ist nicht!
Der Gruß soll Kraft haben, den Menschen, denen er gilt, Mut zu machen. Keinesfalls soll er banal wirken wie: „Bleibt gesund!“ oder „In Liebe, Euer …“. Natürlich wären das gute Worte. Aber sie sind so oft gebraucht, dass sie leicht gedankenlos und formelhaft wirken. Schließlich ist es kein einfacher Brief, der abgeschickt werden soll. Harte Dinge waren auszusprechen, heftiger Streit war auszufechten über die rechte Weise, wie Christen angemessen miteinander leben und sich im Glauben gegenseitig bestärken sollten. Nein, der Gruß soll nicht einfach verhallen, vielmehr soll er Wege und Brücken in die Zukunft bauen.
Paulus denkt nach. Dann schreibt er: „Die Gnade unseres Herr Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft der Heiligen Geistes sei mit euch allen!“
Er legt die Feder aus der Hand. Ja, so ist es gut! Die Korinther werden schon merken, wie wohlbedacht diese Worte sind:
Das Wort Gnade wird Jesus Christus beigesellt. Gnade – wie ließe sich besser zusammenfassen, was uns Menschen in Jesus Christus begegnet? In seinem Leben, Sterben und in der Auferstehung wird sichtbar, wie nah Gott uns Menschen ist; dass er uns im Alltag und auch in den Dunkelheiten unseres Lebens begleitet und dass er festhält an uns.
Und dann „Gottes Liebe“! So wird Liebe als Ausdruck der Schöpferkraft Gottes benannt, als tragender Grund und als Ursprung und Ziel allen Lebens. Liebe ist stärker als der Tod – dies sollen die Menschen glaubhaft erfahren und sich in ihrem Leben zutiefst bejaht wissen, so wie Kinder von ihren Eltern. Urvertrauen, darum geht es – und das ist ein guter Wunsch!
Ebenso wie „Gemeinschaft im Heiligen Geist“. Christen sollen ihr Zusammensein nicht als ein zufälliges Beieinander erleben, wo ein jeder tut oder lässt, was er will, solange es den anderen nicht schadet. Nein, im Geist sollen sie miteinander verbunden und gemeinsam auf ein Leben ausgerichtet sein, das von Sinn erfüllt und von Gerechtigkeit gezeichnet ist. Einander sollen sie sich in ihren Sorgen und Nöten im Blick haben und ebenso in dem, was ihnen Freude bereitet. Groß werden soll das, was ihnen Hoffnung und Zuversicht schenkt.
Ein guter Gruß, denkt Paulus noch einmal. Möge Gott uns Menschen gegenwärtig sei, spürbar in solch dreifacher Weise. Darum bittet er und gibt den Brief aus seiner Hand.