Elisabeth Büchsel: Erntedank

Adventsstern am Küsterhaus in Kloster

 

Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.
2. Petr. 3,13 Monatsspruch November 2024

„Wir warten aber …“, schreibt der Verfasser des 2. Petrusbriefes. Wir aber! Damit grenzt er die, die seine Erwartung teilen von all denen ab, die es nicht tun.
Diese anderen nennt er „Spötter“, die ihren eigenen Begierden nachgehen und sagen: „Wo bleibt die Verheißung seines Kommens?“

Aber kennen und stellen wir diese Frage nicht auch: Wo denn zerstreut Gott die, die überheblich sind in ihres Herzens Sinn? Wann nur erhebt er die Niedrigen und füllt die Hungrigen mit Gütern? – wie es Maria so hoffnungsvoll singt. Oh ja, diese Fragen sind lebendig in uns, – und zwar gerade, weil uns Gottes Verheißung berührt. Wir wollen und können die Hoffnung nicht aufgeben, dass unser Leben in neuer Weise aufleuchten und erstrahlen kann, weil wir glauben, dass Gottes Recht gilt und dass er Macht hat, wie im Himmel, so auf Erden.

Aber wenn wir derart sehnsüchtig fragen, wo oder wann sich die biblischen Verheißungen erfüllen, dann verspottet wir Gott nicht. Der Spott beginnt, wenn der Ernst, der in dieser Frage liegt, verleugnet und die Hoffnung auf eine bessere Welt aufgegeben und verlacht werden. Ein Spötter ist, wer unsere Welt, so wie sie ist, hinnimmt und mit ihren Zutaten fröhlich sein eigenes Süppchen kocht. Wer das Leben gleichsam als ein Spiel betrachtet, dessen Regeln er nur möglichst gut beherrschen und zur Not auch brechen muss, um seine eigenen Interessen voranzubringen, der ist ein Spötter. Für wen der Zweck die Mittel „heiligt“, wer Lüge und Gewalt, ja selbst Angriffskriege als probate Mittel hält, um seine Ziele zu erreichen, der verspottet und leugnet die Macht und die Herrlichkeit Gottes. Jene Selbstherrlichen und Selbstgerechten hat der Schreiber des Briefes im Blick, wenn er von Spöttern spricht. Und er blickt betrübt auf all jene, die mit ihnen mit-, oder die ihnen nachlaufen; die auf sie ihre Hoffnung setzen, weil sie letztlich nichts anderes mehr in ihrem Leben und von dieser Welt erwarten.

Wir aber? Wir feiern Advent. „Advent“ feiern heißt seinem Wortsinne nach nichts anderes, als mit dem Kommen Gottes zu rechnen und ihn zu erwarten, inmitten auch unserer Zeit. Es heißt, zu glauben und zu bekennen, dass unsere Hoffnung einen tragenden Grund in der befreienden Erfahrung hat, dass Gott gegenwärtig ist und handelt, selbst wenn scheinbar alles beim Alten bleibt. Ein Kind wird geboren, ärmlich im Stall. Hoffnung auf neues, gelingendes Leben bricht auf und Licht scheint hinein, in das Dunkel unserer Welt.