Öffne deinen Mund für den Stummen, für das Recht aller Schwachen. Sprüche 31,8, Monatsspruch Mai 2021
„Pfingsten“ ist in aller Munde! Dabei bewegen uns weniger die Fragen, wie wir uns dem Heiligen Geist öffnen oder den Geburtstag der Kirche feiern wollen. Wann sich das Land wieder öffnet, nach all den Wochen des stillgestellten und kontaktbeschränkten Lebens? – darum geht es uns. Im letzten Jahr geschah dies zu Pfingsten. Und so haben wir wohl gehofft, es würde in diesem Jahr wieder so sein. Inzwischen sind andere Termine benannt. Im Juni erst dürfen Gäste kommen, zunächst aus MV, dann aus dem übrigen Land.
Diese Entscheidung haben die Verantwortlichen gewiss nicht leichthin gefällt und wohl wissen sie sich den Menschen unseres Landes verpflichtet. Dies sollten wir nicht hinterfragen, wenngleich sich manche Fragen ergeben. Dringend benötigte Einnahmen entfallen, bei der privaten und gewerblichen Vermietung und auch bei der Belegung unserer kirchlichen Häuser. Veranstaltungen finden nicht statt, Trauungen zum Beispiel, auf die sich Menschen gefreut haben. Tief steckt die Sehnsucht nach etwas mehr Freiheit und Normalität in uns. Und so kommt für uns Pfingsten wohl stärker als verlängertes Wochenende und Ferienzeit in den Blick, anstatt als das hohe kirchliche Fest, das es ist. Wir verrechnen ersehnte Vorhaben mit dem nun tatsächlich Möglichen. Und geht dieser Blick auf das Pfingstfest nicht auch so in Ordnung? Haben nicht auch diese uns bewegenden Fragen mit dem Heiligen Geist zu tun, – nämlich damit, dass wir uns wünschen, dass unser Leben wieder heil wird, dass wir einander freier begegnen und wir uns auch wieder einlassen auf Anregungen und Themen von außen?
In der Tat, der Geist Gottes will die Horizonte unseres Lebens weiten, so, dass die Erwartungen, mit denen wir umgehen, nicht zu eng und begrenzt ausfallen. Jedoch gibt es ein Kriterium an dem der Heilige Geist erkennbar ist und sich von anderen Geistern unterscheidet. Es ist dies die Frage, ob sich unser Sehnen und Wünschen am Kommen des Reiches Gottes ausrichtet, an Gerechtigkeit, Versöhnung und Friedens, oder ob sich unser Denken und Sorgen nicht letztlich doch um uns selbst dreht, um unser eigenes Wohlergehen und unseren eigenen Wohlstand? Sehen wir in den Notleidenden und Bedrängten unsere Nächsten, oder doch nur in unseren Anverwandten und Nachbarn?
In Krisen lernen wir manches, auch über uns selbst – ob wir großherzig oder kleinmütig sind. In Krisen begegnen uns Menschen, die um unsere Zustimmung für ihre Lösungen werben. Wer überzeugt uns, wo suchen und wo finden wir Wahrheit? Krisen zwingen uns dazu, Gewohnheiten zu hinterfragen und unsere große und kleine Welt neu zu ordnen. Wie wollen wir in die Zukunft gehen, dann, wenn sich die Wege wieder öffnen? Ganz aktuell stellt uns das Pfingstfest da vor die Frage, welcher Geist uns Menschen gemäß ist. Der Heilige Geist will uns befreien von der verkrampften und oft unheilvollen Bindung an uns selbst. Und der Monatsspruch Mai gibt uns dafür einen tragenden Grundton vor: „Öffne deinen Mund für den Stummen, für das Recht aller Schwachen.“